Heute geht’s um eine kleine Oase bei Butterworth, dem Tor zur Insel Penang. Hier versteckt sich zwischen Reisfeldern eine Seenlandschaft, die mit ihren bewachsenen Hügeln manch einen an die berühmte Karstlandschaft in Guilin, China, erinnert.
Chinas Touristenmagnet
Guilin, wer hat nicht schon von ihr gehört? Von dieser chinesischen Stadt, die das Tor zu der malerischen Landschaft voll grün bewachsener Karstfelsen ist, durch die sich der Li-Fluss sanft seinen Weg bahnt. Ausflugsschiffe folgen gemächlich dem Lauf des Flusses, Aktivere schnappen sich ein Fahrrad und radeln durch die wogenden Reisfelder links und rechts des Ufers. Früher ein Geheimtipp, ist die Region inzwischen eine der Top-Sehenswürdigkeiten des Landes und für China-Reisende ein Muss.
Malaysias versteckte Seenlandschaft
Mini-Guilin ist dagegen vielen kein Begriff. Und so ist die malaysische Alternative zu der berühmten Schwester in China garantiert touristenfrei. Im Zug von Bangkok nach Butterworth höre ich das erste Mal diesen Namen. Henry und Martha, zwei reiselustige Malaysier auf dem Rückweg von ihrer Fahrrad-Rundreise durch Thailand, sitzen mir gegenüber. Schon bald zeigt mir Henry voller Begeisterung Fotos von einer Seenlandschaft, in der sich die smaragdgrüne Farbe des Wassers mit den sanften Brauntönen der Felsen und dem satten Grün der Reisfelder abwechselt. „Erinnert dich das nicht auch ein bisschen an Guilin? Daher der Name: Mini-Guilin“, erklärt er augenzwinkernd. Das muss ich sehen, denke ich mir, und so vereinbaren wir, am nächsten Tag mit dem Fahrrad auf Entdeckungstour zu gehen.
Versteckte Seenlandschaft
Ehemaliges Tonabbaugebiet
Tonabbau und Naherholung
Nach einer kurzen Fahrt durch die Reisfelder liegt es schon bald vor uns: Mini-Guilin. Wir stellen die Fahrräder ab und gehen zu Fuß weiter. Henry ist in seinem Element, macht ein Foto nach dem anderen, klettert über die Hügel und zeigt mir, wo die schönsten Kameramotive sind. Ganz offensichtlich war er schon öfter hier. Das Zusammenspiel der Farben ist wirklich beeindruckend. Doch mit der natürlichen Schönheit von seinem chinesischen Pendant hat Mini-Guilin nichts gemein. Denn vor einigen Jahren wurde hier Ton abgebaut. Als sich die Gruben mit Regen füllten, entstand die Seenlandschaft. Heute werden die Seen von den Einheimischen in ihrer Freizeit zum Baden genutzt. So wie auch von den Jugendlichen, die uns schon eine Weile beobachtet haben und sich nun zu uns gesellen. Bevor wir weiterfahren, wollen sie unbedingt noch ein Foto mit uns machen. Henry steht schon bereit: „Läääächeln!“
Naherholungsgebiet für Einheimische
Reiseinfos:
Mini-Guilin liegt wenige Kilometer von der Stadt Butterworth entfernt in der Nähe von Kampung Pelet im Norden Malaysias. Der Weg führt von der Stadt aus überwiegend über Teerstraßen, das letzte Stück ist Feldweg.
Wer die Radtour ausdehnen möchte, kann die St. Anns Church und die Cherok Tokun Relikte in Bukit Mertajam ansteuern. Die St. Anns Church verwandelt sich jedes Jahr im Juli zum Wallfahrtsort für Pilger aus ganz Malaysia und angrenzenden Ländern wie Singapur, Thailand und Indonesien. Bei den Relikten handelt es sich um Schriftzeichen auf einem Megalithen, dem einzigen seiner Art in Malaysia.